Sandoz und Universität Innsbruck verbessern Herstellung moderner Medikamente
Am Donnerstag, 27. März 2025, wurde an der Universität Innsbruck das Christian Doppler Labor für Innovative Crystal Engineering Strategien in der Arzneimittelentwicklung eröffnet. Gemeinsam mit dem Pharmaunternehmen Sandoz erforscht das Team des neuen CD-Labors die Wechselwirkungen von Molekülen und deren Einfluss auf die chemische Stabilität, Verarbeitbarkeit und Wirksamkeit von Arzneistoffen. Fördergeber ist das Bundesministerium für Wirtschaft.
Die meisten pharmazeutischen Wirkstoffe bestehen aus kleinen Molekülen, die aufgrund ihrer chemischen Stabilität meist in kristalliner Form zu Tabletten verarbeitet werden. Die zunehmende Komplexität moderner Arzneistoffe führt dabei oft zu einer Verschlechterung der Wasserlöslichkeit, die wiederum für die Wirksamkeit der Medikamente im menschlichen Körper entscheidend ist. Bei ihrer Arbeit legen die Forscher:innen des Christian Doppler Labors für Innovative Crystal Engineering Strategien in der Arzneimittelentwicklung unter der Leitung von Doris Braun vom Institut für Pharmazie der Universität Innsbruck das Hauptaugenmerk auf die Erforschung kritischer Stoffeigenschaften von pharmazeutischen Hilfs- und Wirkstoffen, die für die Herstellung, Qualität und Sicherheit von hochwertigen Medikamenten entscheidend sind. Eine Optimierung dieser Eigenschaften erlaubt es, Herstellungsprozesse zu beschleunigen und letztlich die Kosten von essentiellen Arzneimittelprodukten zu senken.
Wirtschaftsministerium fördert Zusammenarbeit mit Unternehmen
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer betont die Bedeutung des Forschungsgegenstandes: „Forschung ist ein Schlüsselfaktor für unsere Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. Das neue CD-Labor leistet hier einen entscheidenden Beitrag, indem es die Produktion hochwertiger Medikamente beschleunigt und kostengünstiger gestaltet. Das stärkt nicht nur Österreichs führende Pharmaindustrie und den Wissenschaftsstandort, sondern bringt auch direkte Vorteile für Patientinnen und Patienten.“
Mithilfe von experimentellen und computerbasierten Methoden werden im neuen Labor nicht nur Materialeigenschaften optimiert, sondern auch innovative Ansätze für die Vorhersagbarkeit von Festkörperstrukturen und die Stabilisierung von Festformen mit optimierter Bioverfügbarkeit entwickelt. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Wechselwirkung zwischen dem pharmazeutischen Wirkstoff und Hilfsstoffen gelegt, für maßgeschneiderte Formulierungen in der Produktion.
Materialwissenschaftliche Ansätze, wie das „Crystal Engineering“, ermöglichen die Herstellung verschiedener Festformen von Wirkstoffen mit unterschiedlichen pharmazeutisch relevanten Eigenschaften. „Wir wollen die in Bezug auf Stabilität, Löslichkeit und Verarbeitbarkeit optimale Form biologisch aktiver Moleküle finden, um diese zu hochwertigen und marktfähigen Medikamenten zu entwickeln“, fasst CD-Labor-Leiterin Doris Braun das Ziel der neuen Forschungseinrichtung zusammen, die von Sandoz und der öffentlichen Hand mit einem Millionenbetrag finanziert wird.
Gemeinsam Grundlagen für Herstellung hochwertige Medikamente verbessern
Firmenpartner ist das Pharmaunternehmen Sandoz in Kundl. Markus Becker, Head Strategic Sourcing bei Sandoz, betont die Bedeutung eines umfassenden Verständnisses der Bildung von Festformen, deren Stabilität und Eigenschaften für die Produktion von Arzneimitteln: „Der anhaltende Trend in der modernen Arzneimitteltherapie zu chemisch immer komplexeren Arzneistoffen erfordert bereits im Vorfeld der eigentlichen Entwicklung ein umfassendes Verständnis der physikalisch-chemischen Eigenschaften der jeweiligen Moleküle. Diese Daten ergeben aus dem Zusammenspiel zwischen universitärer Wissenschaft und industrieller Entwicklung die Basis für maßgeschneiderte Medikamente zum Wohle der Patienten.“
Auch Cornelia Hagele, die Tiroler Wissenschaftslandesrätin, zeigt sich erfreut: „Das neue Christian-Doppler-Labor ist eine Bereicherung für den Wissenschafts- und Innovationsstandort Tirol: Hier wird Spitzenforschung betrieben, die nicht nur zur Optimierung pharmazeutischer Wirkstoffe beiträgt, sondern auch industrielle Prozesse effizienter gestaltet. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Universität Innsbruck und Sandoz zeigt, wie wissenschaftliche Exzellenz und wirtschaftliche Anwendung Hand in Hand gehen – ein bedeutender Impuls für Tirol als führenden Forschungsstandort.“
„Die Polymorphie-Forschung genießt an der Universität Innsbruck eine lange Tradition. Wegweisende Methoden zur Identifizierung und Charakterisierung verschiedener Kristallformen von Wirkstoffen gehen auf Ludwig Kofler und dessen Nachfolgerin Maria Kuhnert-Brandstätter zurück, die in Innsbruck die Grundlagen für dieses Forschungsfeld gelegt haben. In Zusammenarbeit mit Sandoz können wir diese erfolgreiche Arbeit weiter ausbauen und damit auch den Industriestandort Tirol nachhaltig stärken“, sagt Veronika Sexl, Rektorin der Universität Innsbruck.
Über Christian Doppler Labors
In Christian Doppler Labors wird anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende Wissenschaftler:innen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel. Christian Doppler Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft.