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Ameisen der Art Messor ibericus können Männchen einer anderen Art klonen, um ihre Arbeiterklasse zu erhalten. Diese einzigartige Strategie zur Arterhaltung konnte ein internationales Forschungsteam mit den Innsbrucker Ökolog:innen Birgit Schlick-Steiner und Florian Steiner kürzlich nachweisen. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Magazin Nature.
Ameisen der Art Messor ibericus können Männchen einer anderen Art klonen, um ihre Arbeiterklasse zu erhalten. Diese einzigartige Strategie zur Arterhaltung konnte ein internationales Forschungsteam mit den Innsbrucker Ökolog:innen Birgit Schlick-Steiner und Florian Steiner kürzlich nachweisen. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Magazin Nature.
Bei der bisher vermeintlich einheitlichen Ameisenart Messor structor handelt es sich um ein komplexes Geflecht aus mindestens fünf eigenständigen Arten. Dies konnte ein internationales Forschungsteam unter federführender Beteiligung der Innsbrucker Ökolog:innen Birgit C. Schlick-Steiner und Florian M. Steiner vor einigen Jahren zeigen.
Sexueller Parasitismus
Bei einer dieser neu identifizierten Arten – Messor ibericus – fand ein Team um Jonathan Romiguier von der Universität Montpellier nun ein biologisches Kuriosum: Im Fachmagazin Nature berichten die Wissenschafter:innen über eine Abweichung in der Fortpflanzungsnorm bei dieser Ameisenart. Königinnen der Messor-ibericus-Ameisen können Individuen zweier verschiedener Arten hervorbringen, indem sie Männchen einer anderen Art klonen. „Die Spermien dieser Klone benötigen sie, um die Arbeiterkaste zu erzeugen. Das führt dazu, dass Männchen derselben Mutter unterschiedliche Genome und äußere Merkmale haben, da sie zu Arten gehören, die sich bereits vor über 5 Millionen Jahren voneinander getrennt haben“, erklärt Birgit Schlick-Steiner vom Institut für Ökologie an der Universität Innsbruck.
Die Evolutionsgeschichte dieses Systems lässt sich als eine Form des „sexuellen Parasitismus“ deuten, die sich zu einem natürlichen Fall von „Art-übergreifendem Klonen“ entwickelt hat. Dies führt dazu, dass eine rein männliche Linie erhalten bleibt, die durch die Eizellen einer anderen Art geklont wird. „Wir bezeichnen Weibchen, die diese Fortpflanzungsweise zeigen, als xenopar, was bedeutet, dass sie im Verlauf ihres Lebenszyklus Individuen einer anderen Arten hervorbringen“, beschreibt Florian Steiner, ebenfalls vom Institut für Ökologie der Uni Innsbruck.
Breite Methodenkombination
Möglich wurden diese Ergebnisse durch eine umfassende Methodenkombination im Vorfeld, wobei die Innsbrucker Wissenschafter:innen ihren Fokus auf mitochondriale DNA-Sequenzierung und genomische Scans zur Identifizierung genetischer Linien legten. Die Studie ist das Ergebnis von fünf Jahren Arbeit, einschließlich der Probenahme von über 120 Populationen in ganz Europa, der Sequenzierung von 390 Genomen und Transkriptomen sowie sorgfältiger Beobachtungen im Labor an unzähligen Ameisen verschiedener Arten, Geschlechter und Kasten.
„Ergebnisse wie dieses zeigen, wie mächtig die integrative Taxonomie ist, wenn es darum geht, die wahre Vielfalt und ungewöhnliche Lebensstrategien im Tierreich aufzudecken“, erklärt Birgit Schlick-Steiner. „Dass wir im 21. Jahrhundert noch solche fundamentalen Überraschungen finden, ist ein klarer Hinweis darauf, wie viel es in der Natur noch zu entdecken gibt“, ergänzt Florian Steiner.
Publikation: Obligate cross-species cloning in ants. Jonathan Romiguier,Yanick Juvé, Célia Lutrat, Arthur Weyna, Elodie Lauroua, Ana Afonso Silva, Camille Roux, Enrico Schifani, Christophe Galkowski, Claude Lebas, Remi Allio, Ivan Stoyanov, Nicolas Galtier, Birgit Schlick-Steiner, Florian Steiner, Dominique Baas, Bernard Kaufmann, Alice Ha. Nature 2025, DOI: 10.1038/s41586-025-09425-w