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Innsbrucker Ökologin Christina Biasi erhält ERC Synergy Grant für Permafrost-Forschung

Die Ökologin Biasi wurde heute mit einem ERC Synergy Grant ausgezeichnet.
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Christina Biasi vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck wurde zusammen mit einem internationalen Team mit einem renommierten Synergy Grant des Europäischen Forschungsrats ERC ausgezeichnet. Im Rahmen des hochdotierten Forschungsprojekts untersucht Biasi, wie die Klimaerwärmung, insbesondere das Auftauen des Permafrosts, in nördlichen Torfmooren die Freisetzung von Treibhausgasen verändert und damit die globale Erwärmung beeinflusst. Ziel ist es, diese bislang fehlenden Rückkopplungen präziser in Klimamodelle einzubinden.
Christina Biasi vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck wurde zusammen mit einem internationalen Team mit einem renommierten Synergy Grant des Europäischen Forschungsrats ERC ausgezeichnet. Im Rahmen des hochdotierten Forschungsprojekts untersucht Biasi, wie die Klimaerwärmung, insbesondere das Auftauen des Permafrosts, in nördlichen Torfmooren die Freisetzung von Treibhausgasen verändert und damit die globale Erwärmung beeinflusst. Ziel ist es, diese bislang fehlenden Rückkopplungen präziser in Klimamodelle einzubinden.

Nördliche Torfmoore gehören zu den größten Kohlenstoffspeichern der Erde. In den arktischen und subarktischen Regionen steigt die Temperatur deutlich schneller als im globalen Durchschnitt. „In den letzten fünfzig Jahren ist die Temperatur dort bereits um rund drei Grad gestiegen“, sagt Christina Biasi. „Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten es bis zu 10 Grad sein.“ Wenn der gefrorene Boden taut, verändern sich Wasserhaushalt, Vegetation sowie Mikrobiologie in potenziell sehr kurzer Zeit: „Wir müssen daher durchaus auch mit abrupten Veränderungen innerhalb weniger Jahre rechnen, die wiederum die Emission von Treibhausgasen innerhalb weniger Jahre massiv erhöhen können“, erklärt die Ökologin.
Mit dem Projekt CLIMPEAT („Northern Peatlands in the Face of Climate Warming and Abrupt Changes“) will Biasi gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, Schweden und Großbritannien diese Prozesse besser verstehen und quantifizieren. 

Einzigartiges Experiment in Finnland

In Nordfinnland entsteht dazu ein bisher einzigartiges Feldexperiment, das das natürliche Auftauen eines Permafrostmoors auf einer Fläche von ca. zwei Hektar untersucht. „Wir pumpen Wasser aus nahegelegenen Seen auf die Fläche, um die Wärmeleitung zu erhöhen und den gefrorenen Boden gezielt aufzutauen. So können wir erstmals in so einem realen Setting beobachten, wie sich Emissionen von Kohlendioxid, Methan und Lachgas entwickeln, wenn der Permafrost verschwindet“, erklärt Christina Biasi. Mit automatisierten Messsystemen erfasst das Team dann die Stoffflüsse und die Treibhausgasemissionen über mehrere Jahre hinweg. Das Experiment unterliegt strengen Auflagen und erfolgt in enger Abstimmung mit den lokalen Behörden. Ergänzend werden Bodenproben im Labor untersucht, um zu verstehen, wie Mikroorganismen auf Temperatur- und Feuchteänderungen reagieren und welche biogeochemischen Prozesse die Emissionen antreiben. Aus diesen Daten entsteht ein von Künstlicher Intelligenz unterstütztes Modell, das in großräumige Erdsystemsimulationen integriert werden kann. So sollen Rückkopplungen zwischen Mooren und dem Klima künftig realistischer in Modellierungen abgebildet werden können, mit Erkenntnissen, die weltweit von Bedeutung sind.

Unsicherheitsfaktor Permafrost

Bisher berücksichtigen viele Klimamodelle Torfmoore, von denen rund 80 % in nördlichen Gebieten vorkommen, nur unzureichend. Einige gehen sogar davon aus, dass sie durch höhere Temperaturen mehr Kohlenstoff aufnehmen und damit weiterhin wachsen könnten. „Unsere bisherigen Analysen und Messungen zeigen eher das Gegenteil“, betont Biasi. „Wir sehen erhöhte Emissionen, wenn Moore austrocknen, auftauen oder brennen. Vor allem Brände machen sie zu extremen CO₂-Quellen. Dazu führen wir ebenfalls genauere Untersuchungen durch, um diese Emissionen besser abschätzen zu können.“ Nach ersten Berechnungen könnten allein die Veränderungen in nördlichen Torfmooren bis 2100 zu einem zusätzlichen Temperaturanstieg von rund 0,6 Grad führen. „Das ist mehr als ein Viertel dessen, was global aktuell insgesamt zu vermeiden versucht wird. Wenn wir diese Effekte nicht berücksichtigen, unterschätzen wir die Dynamik der globalen Erwärmung erheblich“, so Biasi. Für die Forscherin ist CLIMPEAT der Höhepunkt ihrer jahrelanger Forschung in der Arktis, den Alpen und globalen Moorgebieten. 
 
Die Auszeichnung
Der ERC Synergy Grant zählt zu den höchstdotierten und renommiertesten Forschungsförderungen Europas. Er unterstützt Teams von zwei bis vier leitenden Wissenschaftler:innen bei der Umsetzung von Forschungsvorhaben, die „die Grenzen bisheriger wissenschaftlicher Erkenntnis“ durch besonders innovative Zugänge erweitern. In der aktuellen Förderrunde erhalten 66 Forschungsteams insgesamt 684 Millionen Euro aus dem EU-Programm Horizon Europe. Das Forschungsvorhaben CLIMPEAT wird mit insgesamt 12,5 Millionen Euro gefördert, davon gehen 4,3 Millionen Euro an die Universität Innsbruck.
 
Zur Person
Christina Biasi studierte Biologie an der Universität Innsbruck und promovierte an der Universität Wien zu den Auswirkungen des Klimawandels auf biogeochemische Prozesse in arktischen Ökosystemen. Die Expertin für die Anwendung von Isotopen in der Bodenökologie war rund 20 Jahre an der Universität Ostfinnland tätig, wo sie zahlreiche nationale und internationale Forschungsprojekte leitete. 2021 kam sie im Rahmen des FWF-geförderten Lise-Meitner-Programms an die Universität Innsbruck, um Forschungen zu Treibhausgasemissionen aus arktischen und alpinen Ökosystemen fortzuführen. Sie ist Autorin und Koautorin einer Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen und zählt zu den international führenden Wissenschaftler:innen auf dem Gebiet der Bodenökologie. Seit 2021 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Funktionelle Ökologie unter der Leitung von Michael Bahn am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck tätig.

Christina Biasi ist Teil des Expert:innen-Netzwerks zur Klimaforschung im Rahmen des Kommunikationsprojekts PEAK der Uni Innsbruck: https://www.uibk.ac.at/de/peak/expertinnen/christina-biasi/

Medieninformation des ERC: https://erc.europa.eu/news-events/news/erc-2025-synergy-grants-results


 



PEAK – Klima, Biodiversität und Nachhaltigkeit im Fokus
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Die menschengemachte Klimakrise hat bereits heute massive Auswirkungen, die sich künftig weiter verstärken werden. Der Weltklimarat zeigt klare Folgen und mögliche Maßnahmen auf. An der Universität Innsbruck forschen zahlreiche Expert:innen zu Klima und Nachhaltigkeit.

Mit dem Projekt PEAK (Perspectives on Engagement, Accountability and Knowledge) bündelt das Kommunikationsteam der Universität Innsbruck diese Expertise und präsentiert die Köpfe hinter der Forschung.

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Kontakt

Christina Biasi
Dr. Christina Biasi
Institut für Ökologie
Universität Innsbruck
Tel.:
+43 512 507 51613
E-Mail:
christina.biasi@uibk.ac.at

Mag. Melanie Bartos

Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507 32021
Mobil: +43 676 8725 32021
E-Mail: melanie.bartos@uibk.ac.at